
Haltung des Betta Splendens
(ugs. "Siamesischer Kampffisch")



Herkunft & natürlicher Lebensraum
Bettas lassen sich in 13 verschiedene Formkreise (Arten) unterteilen. Einer davon ist der Splendens-Formkreis, zu dem auch der Betta Splendens - eine der ursprüngliche Wildform unserer Hochzuchten - gehört. Bettas stammen ursprünglich aus Südostasien, wo sie bevorzugt Überschwemmungsgebiete, stehende wie auch sanft fliessende Gewässer bewohnen. Sie gehören zu den Osphronemidaen, einer Familie der Labyrinthfische. Wie der Name verspricht, besitzen sie daher - wie alle Vertreter dieser Art - ein sog. Labyrinthorgan, welches ihnen ermöglicht, atmosphärischen Sauerstoff zu atmen. In den warmen, sauerstoffarmen Gewässern ihrer Heimat kann diese Fähigkeit überlebenswichtig sein.
Der Betta Splendens ist von Natur aus - ausgenommen während der Paarungszeit - ein Einzelgänger. Er zeigt ein ausgeprägtes Territorialverhalten und verteidigt sein Revier gegen jeden Eindringling. Diese Eigenschaft machte man sich bereits Ende des 18. Jahrhunderts zu Nutze und liess die Männchen an Wettkämpfen gegeneinander "antreten", was dem Betta Splendens schliesslich den Übernahmen Siamesischer Kampffisch (engl. "Siamese Fighting Fish") verlieh. Nicht selten starb dabei das unterlegene Tier. Mit den Wettkämpfen begann auch die gezielte und selektive Zucht, die ersten Hochzuchtformen ("Betta Splendens forma domestica") entstanden. Heutzutage liegt das züchterische Augenmerk hauptsächlich auf Flossenform und Farbenvielfalt.
Üblicherweise werden die im Fachhandel angebotenen Tiere ebenfalls als Betta Splendens (nachstehend einfachheitshalber nur noch "Betta" oder "Kampffisch" genannt) verkauft, obwohl sich diese Bezeichnung eigentlich auf die ursprüngliche Wildform bezieht. Heutige Hochzuchten weisen allerdings oft Merkmale verschiedener Wildformen auf, so dass davon auszugehen ist, dass sie nicht nur von der Wildform des "Betta Splendens" abstammen.
Wasserwerte und -temperatur
In Bezug auf die Wasserwerte sind Bettas recht tolerant und - wenn einige Dinge beachtet werden - auch für Anfänger geeignet. Die Gesamthärte (GH) sollte im Bereich von 5-15° dGH liegen, der PH-Wert zwischen 6.0 - 7.8°. Generell fühlen sich die Tiere in leicht saurem, weichem Wasser allerdings wohler. Auf die Zugabe von Huminstoffen (bspw. durch Einbringen von Seemandelbaumblättern/-extrakt oder Erlenzapfen) sollte keinesfalls verzichtet werden; sie tragen wesentlich zum Wohlbefinden des Bettas (UND zum Wachstum der Pflanzen!) bei und können helfen, die Wasserwerte zu stabilisieren sowie die Keimdichte zu senken. Um konstant eine gute Wasserqualität zu garantieren, sollte alle 7-10 Tage ein Wasserwechsel von 30 - 50% vorgenommen werden - hierbei können auch gleich abgestorbene Pflanzen- oder Futterreste abgesaugt werden.
Die Wassertemperatur liegt idealerweise konstant zwischen 25 und 26 Grad - wärmere Temperaturen werden nur für die Zucht benötigt. Tiefere Temperaturen hingegen können zu Stoffwechsel- und Schwimmblasenproblemen führen.
Haltung
Aufgrund ihres natürlichen, territorialen Verhaltens gehören Hochzuchtkampffische grundsätzlich in Einzelhaltung. Das Zusammenleben mit Artgenossen oder anderen Beifischen bedeutet permanenten Stress und macht sie dadurch anfälliger für Krankheiten. Werden Bettas im Gesellschaftsbecken gehalten, zeigen sie sich jedoch nicht zwingend aggressiv; stumme Resignation und Teilnahmslosigkeit können ebenfalls die Folge falscher Haltung sein. Dieses “umgängliche” Verhalten wird leider oft falsch gedeutet. Nicht nur das Zusammenleben mit anderen Fischen an sich bedeutet für den Betta Stress, auch eine zu starke Strömung oder die Grösse des Aquariums kann (vor allem für Langflosser) zum Problem werden; denn, je höher das Aquarium, desto weiter ist jeweils auch der Weg zur Oberfläche, um Luft zu holen - dies ist auf Dauer nicht nur stressig, sondern auch anstrengend. Im Gegenzug wäre ein Betta-gerechtes Aquarium für die meisten anderen Fischarten zu klein, zu warm, zu strömungs/-sauerstoffarm und nicht artgerecht.
Die Haltung in Gesellschaftsbecken oder nicht artgerecht gestalteten Aquarien sieht man (auch in Fachgeschäften!) trotzdem immer wieder, da sie Platz, Arbeit und natürlich Kosten spart. Auch wenn Bettas in der Natur ihren Lebensraums durchaus mit anderen Fischen teilen; ursprüngliche Wildformen zeigen sich weniger territorial und aggressiv und unterscheiden sich daher nicht nur in ihrer Erscheinung, sondern auch in ihrem Verhalten deutlich von domestizierten Hochzuchten. Hinzu kommt, dass die Ausweichmöglichkeiten auch in einem gut strukturierten Aquarium stets begrenzt sind. Wer einen Betta sucht, der zumindest paarweise gehalten werden kann, wird möglicherweise bei einer der Wildformen - wie bspw. dem Betta Imbellis - fündig.

Stressstreifen oder geklemmte Flossen sind ein eindeutiges Zeichen, dass sich der Betta nicht wohl fühlt. Permanenter Stress durch ungünstige Haltungsbedingungen gehört mitunter zu einer der häufigsten Ursachen für Krankheitsausbrüche und vorzeitigen Tod.



Sorority - Gruppenhaltung von Weibchen
Bei den Weibchen kann eine Haltung in Gruppen (engl. "Sorority") funktionieren, wenn das Aquarium genügend Ausweich- und Rückzugsmöglichkeiten bietet. Eine wesentliche Rolle spielt dabei allerdings auch der Charakter der einzelnen Tiere. Zu Unruhen und Reibereien kommt es dabei oft, wenn neue Weibchen in bestehende Gruppen eingesetzt oder Weibchen vergesellschaftet werden sollen, die zuvor einzeln gehalten wurden. Stress und Flossenschäden müssen frühzeitig erkannt und die Tiere ggf. separiert werden können. Eine Einzelhaltung ist daher auch bei den Weibchen etwaigen Vergesellschaftungsversuchen vorzuziehen - vor allem dann, wenn keine Ausweichbecken zur Verfügung stehen.
Vergesellschaftung mit Schnecken oder Garnelen
Das Zusammenleben mit Schnecken oder Zwerggarnelen kann - je nach Charakter des Fisches - funktionieren. Insbesondere bei Zwerggarnelen besteht dabei allerdings immer die Gefahr, dass sie als teurer Snack enden oder sich kaum mehr zeigen. Bei grösseren Garnelenarten kann es wiederum vorkommen, dass diese dem Betta nachts an die Flossen gehen, zudem benötigen diese in der Regel mehr Platz und bevorzugen sauerstoffreiche Gewässer.
Geeignete Schneckenarten sind bspw. die Eiförmige Schlammschnecke (Radix balthica), auch "Yoda-Schnecke" genannt oder die Posthornschnecke (Planorbella duryi), welche sich von abgestorbenen Pflanzenteilen, Futterresten, Aas, Biofilmen und Algenbelägen ernähren und so helfen, das Aquarium sauber zu halten. Um eine Schneckenplage zu vermeiden, sollte nicht übermässig gefüttert und abgestorbene Pflanzenteile regelmässig aus dem Aquarium entfernt werden. Als Grundsatz gilt für diese Arten, 1 Schnecke auf 15 Liter.
Ebenso beliebt sind bspw. Zebra-Rennschnecken (Neritina natalensis), Rote Rennschnecken (Neritina Vittina Waigiensis) oder Geweihschnecken (Clithon corona), da diese Arten sich im Süsswasser nicht vermehren. Die Zucht im Aquarium ist bei diesen Arten allerdings ebenfalls nicht möglich, weshalb die Tiere jeweils allesamt aus Wildfang stammen. Im Gegensatz zu den Omnivoren wie der Schlamm- oder der Posthornschnecke ernähren sich die Vertreter der Neritina-, Vittina- oder Clithon-Arten hauptsächlich von Algenaufwuchs - selbst spezielles Schneckenfutter wird meist verschmäht. Diese Arten sollten daher nur in grösseren Aquarien gehalten werden, in denen sie genügend Nahrung finden - in einem kleineren Betta-Aquarium droht ihnen ansonsten der Hungertod. Als Grundsatz gilt hier, je 30 Liter kann eine Schnecke eingesetzt werden, sofern genügend Aufwuchs vorhanden ist.
Lebenserwartung
Bei guten Haltungsbedingungen können Bettas 2-3.5 Jahre alt werden, dabei spielt allerdings auch die Herkunft / Genetik der Fische eine nicht unwesentliche Rolle.
Das ideale Betta-Aquarium
Damit sich der Betta wohl fühlt, sollte das Aquarium möglichst naturnah eingerichtet werden. Hierzu gehören ein dunkler Bodengrund sowie ausreichend Pflanzenmasse. Eine dichte Bepflanzung dunkelt ab und bietet dem Fisch zugleich Rast- und Versteckmöglichkeiten. Insbesondere (bepflanzte) Wurzeln und grossblättrige Pflanzen, welche bis zur Oberfläche ragen, aber auch spezielle "Betta Logs" werden von den Tieren gerne angenommen, um sich nahe der Oberfläche auszuruhen.
Aufgrund der Verletzungsgefahr (insbesondere für Langflosser) haben Plastikpflanzen oder spitze Wurzeln im Aquarium nichts zu suchen. Bei Kunst-/ Plastikdeko besteht zudem die Gefahr, dass diese Farb- oder andere giftige Stoffe ins Wasser abgeben.
Bei der Wahl des Filters sollte darauf geachtet werden, dass der Ausströmer auf ein Minimum reduziert werden kann - denn hier gilt, je mehr Flossenmasse ein Fisch besitzt, desto geringer sollte die Strömung eingestellt sein. Ein Betta-Aquarium kann durchaus filterlos betrieben werden - hierfür sind jedoch entsprechende Aquaristik-Kenntnisse sowie Erfahrung notwendig.
Bei der Wahl des Aquariums empfiehlt sich eine Aquarienkantenlänge von 40 -60 cm (resp. bis 80 cm für Giants). Die Höhe (Wasserstand) sollte ca. zwischen 15 - 30 cm liegen - ältere oder weniger schwimmfreudige Tiere müssen die Oberfläche ohne grössere Anstrengung erreichen können. Idealerweise wählt man daher ein Aquarium, welches mehr Breite als Höhe aufweist.
Vor allem kurzflossige Bettas sind zudem sehr gute Springer - eine Abdeckung darf also nicht fehlen. Mithilfe dieser kann zugleich sichergestellt werden, dass die Lufttemperatur nicht zu sehr von der Wassertemperatur abweicht - atmet der Fisch nämlich deutlich kühlere athmosphärische Luft ein, kann dies zu einer Erkältung/Erkrankung der Luftblase führen.
Fütterung
Eine optimale und abwechslungsreiche Ernährung beugt Mangelerscheinungen und ernährungsbedingte Krankheiten vor und ist essentiell für die Gesunderhaltung der Tiere. Kampffische sind reine Karnivoren und ernähren sich in der Natur hauptsächlich von kleinen Insekten und deren Larven. Verfüttert werden sollte daher ausschliesslich geeignetes Granulat, welches einen hohen Proteingehalt aufweist, Lebend- sowie Frostfutter. Geeignete Futtertiere sind bspw. schwarze oder weisse Mückenlarven, Glanzwürmer, Tubifex grosse Artemia oder Daphnien. Auf das Verfüttern von roten Mückenlarven sollte generell verzichtet werden, da sie eine relativ harte Aussenhülle und Widerhaken besitzen, die zu Verletzungen im Magen-/Darmtrakt führen können.
Bei den adulten Tieren - insbesondere wenn oft Frost- oder Lebendfutter gegeben wird - sollte 1-2 mal wöchentlich ein Fastentag eingelegt werden, um Verfettung und Verstopfungen vorzubeugen. Zudem können sie - bspw. während eines verlängerten Wochenendes - auch gut 3 - 4 Tage gänzlich ohne Futter auskommen (danach jedoch unbedingt langsam wieder "anfüttern"!). Zu viel Futter ist nicht nur schlecht für die Tiere, sondern beeinträchtigt auch die Wasserqualität. Welche Mengen dabei verfüttert werden sollten, ist u.a. abhängig von Grösse, Geschlecht und Temperament (Aktivität) der Tiere.
- Lebendfutter
Die Futtertiere müssen vor dem Verfüttern gründlich abgespült werden - dies funktioniert am einfachsten mit einem kleinen Teesieb. Anschliessend in eine kleine Schüssel mit Frischwasser umgefüllt können die Futtertiere so mehrere Tage im Kühlschrank gelagert werden. Die Wassertemperatur beim Umfüllen sollte dabei der ursprünglichen aus der Verpackung entsprechen. Tote Futtertiere sollten jeweils entfernt und nicht verfüttert werden.
Bei Lebendfutter besteht immer die Gefahr, dass Parasiten eingeschleppt werden - hier ist daher unbedingt auf eine gute Qualität (Frische!) zu achten!
- Frostfutter
Frostfutter muss vor dem Verfüttern aufgetaut und abgespült werden. Wird nicht der komplette Futterwürfel benötigt, kann die entsprechende Menge einfach abgeschnitten und unter warmem Wasser abgespült werden, bis kein Eis mehr vorhanden ist resp. die Futtertiere lose im Sieb "liegen". Da Frostfutter schnell verdirbt, wenn es unbemerkt im Aquarium liegen bliebt, sollte nur die Menge verfüttert werden, die der Kampffisch umgehend fressen kann.
- Granulat
Bei Granulat oder anderem Trockenfutter sollte auf einen möglichst hohen Proteinanteil geachtet werden. Es lohnt sich, vorgängig die Zusammensetzung zu studieren - denn nicht überall, wo ein Betta drauf ist, ist Betta-geeignetes Futter drin. Da Granulat nach dem Öffnen innerhalb von 4-6 Monaten verfüttert werden sollte, empfiehlt es sich, jeweils die kleinste Verpackungsgrösse zu kaufen. Nachstehend eine Auswahl geeigneter Granulate:
Aquarium Münster, Dr. Bassleer Regular, L
Aquarium Münster, Dr. Bassleer Cavar, L
Aquarium Münster, Dr. Bassleer Garlic, L (als Ergänzung)
Shiny Fins, Hauptfutter Kampffisch
StreamBiz, Betta Natur
JBL, Pronovo Betta Insect Sticks, S (als Ergänzung)
Dennerle, Betta Booster




